Gelesen: Randgruppenmitglied (Frédéric Valin)
Datum: 10.11.2010 | Autor: Elke | Kategorien: Rezensionen | Tags: Frédéric Valin, Randgruppenmitglied | 2 Kommentare »Randgruppenmitglied – unter diese soziologische Kategorie subsummiert >> Frédéric Valin die Helden seiner Kurzgeschichten. Wer nun vermutet, es handele sich um soziale Verlierer, um abgehängte Prekarier oder überhaupt um ein Milieu, das man soziostrukturell dingfest machen könnte, liegt falsch. Diese Randgruppenmitglieder sind und bleiben rätselhafte Gestalten: Menschen, die irgendwo auftauchen, eine Weile Station machen, sich scheinbar einleben, wieder verschwinden. Manche bleiben auch dort, wo sie sind, haben eine Endstation gefunden, im Pflegeheim oder in einer noch weiter gelegenen Station des Lebens, sie erzählen von sich als Halbtoter, Toter, wer weiß das schon? Grundsätzlich gilt, was eine Figur von sich sagt: „Er war mit seiner Umgebung nur flüchtig bekannt.“ So sind die Figuren nicht über ihre Umgebung zu erschließen, sie leben in einer sozialen Diffusität und in temporären Zwischenräumen. Die Randgruppenmitglieder verorten sich auch für den Leser nur flüchtig am Rande der Wahrnehmung, man spürt ihnen nach, meint sie langsam zu kennen, aber schon sind sie wieder weg. Getragen werden diese luftigen Wesen weniger von den Ereignissen als vom klaren Rhythmus der Sprache; erschienen ist das schöne, kleine Buch, wie könnte es anders sein, beim selbsternannten Randgruppenmitglied des Literaturbetriebs, den charmanten >> Verbrechern.
Frédéric Valin: Randgruppenmitglied, Berlin 2010, 128 Seiten, Broschur, 13,00 €
Foto: Alexander Janetzko
Liebe Elke,
und wieder habe ich ein schönes Fundstück bei dir entdeckt. Hab vielen Dank dafür!
Aufrichtige Grüße
Klappentexterin
[...] jetzt hat Elke Brüns vom Gespenst der Armut einen Text über das Buch geschrieben, der für meine Begriffe den Kern der Randgruppenmitglieder trifft: sie sind keine Figuren mehr, [...]